Pikten

Pikten
Pịkten,
 
lateinisch Pịcti, römischer Name für die vorkeltischen oder keltischen Stämme in Nordschottland nördlich des Antoninuswalls (zwischen Forth- und Clydemündung), die wiederholt die Grenzen des römischen Britannien bedrängten. Sie wurden von den Römern 83 (oder 84) n. Chr. unter Agricola am Mons Gropius (Lage unbekannt) besiegt. Cassius Dio nannte Ende des 2. Jahrhunderts Kaledonier (lateinisch Caledonii) und Maiaten (lateinisch Maeatae) als die führenden Stämme der Pikten; Ammianus Marcellinus erwähnte um 360 die Stämme der Dikalidonen (lateinisch Dicalidones) und Vekturionen (lateinisch Vecturiones). Der Name Pikten (lateinisch picti »die Bemalten«) steht vielleicht in Beziehung zu der Sitte des Tatauierens oder zu dem gallischen Stammesnamen Pictones (Pictavi, Piktonen). Zwei Wellen keltischer Einwanderer sind etwa für die Zeit des 1. Jahrhunderts v. Chr. archäologisch erkennbar. Ob die Kaledonier in den Pikten aufgingen oder ob Kaledonier und Pikten dasselbe Volk sind, ist umstritten. Weder indogermanisch noch keltisch ist die matrilineare Königsfolge bei den Pikten, als sie um die Mitte des 6. Jahrhunderts mit ihrem König Bruide (auch Brude oder Bridei) mac Maelchon, der etwa 554-584 regierte, historisch fassbar werden. Dieser gestattete Columban dem Älteren, von der Insel Iona (die zum Königreich Dalriada gehörte) aus das Piktenreich zu missionieren. Der Skotenkönig Kenneth I. (Kenneth MacAlpin, ✝ 858 oder 860) von Dalriada vereinigte schließlich um 850 sein Reich mit dem der Pikten zu einem schottischen Großkönigreich (Schottland, Geschichte). Unerklärt sind bis heute die Symbole auf piktischen Denkmälern.
 
Das (um 900 ausgestorbene) Piktische ist keine homogene keltische Sprache. Neben dem piktisch-keltischen gallobritannischen Dialekt ist bei den Pikten eine nichtindogermanische Sprache lebendig geblieben. Die piktischen Inschriften (5.-9. Jahrhundert) sind meist in Oghamschrift abgefasst. Sie enthalten v. a. irische und britannische Elemente. Die piktische Königsliste (Pictish chronicle), ein lateinischer Text aus dem 9./10. Jahrhundert, enthält auch nichtkeltische Namen.
 
 
The problem of the Picts, hg. v. F. T. Wainwright (Edinburgh 1955);
 I. Henderson: The Picts (London 1967);
 M. O. Anderson: Kings and kingship in early Scotland (Neuausg. Edinburgh 1980);
 
The companion to Gaelic Scotland, hg. v. D. S. Thomson (Neuausg. New York 1987).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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